Alberto Cristofori

Bruno Sarti (1898 - 1962)

Die Kammer für Handel, Industrie, Handwerk und Landwirtschaft wird im August des Jahres 1850 in Görz erbaut. Der Beginn des Ersten Weltkriegs führt unmittelbar zur teilweisen Lähmung der Wirtschaft sowie zum Ausführungsstopp aller neuer Projekte, sodass die Handelskammer ihre Büros und Archive nach Wien verlegen muss. 1926 wird die Handelskammer in den Provinzrat für Wirtschaft umgewandelt und in der Folge zum Staatsbüro, das dem Ministero delle Corporazioni (faschistisches Korporationsministerium) untersteht. Cristofori, der dem Kanon des faschistischen Monumentalismus verpflichtet war, gelang es, an dem Gebäude auch klassische Elemente unterzubringen. Der Bau erhebt sich auf einem Sockelgeschoss, auf dem zwei Stockwerke ruhen. Der Mittelteil wirkt solide und die Seitenwände sind mit dem zentralen Gebäudeteil unter Abwechslung gerundeter Flachwand- mit Backsteinmauerstrukturen verbunden. Die Handelskammer trägt als Symbol des Handels eine Münze im Wappen und stellt den geflügelten Merkur mit Hermesstab in der Hand dar. Im Hintergrund sieht man die Görzer Burg.

Die Handelskammer liegt in einer Seitenstraße der Via Roma. Die Via Roma wurde in den 30er Jahren oberhalb der Gärten des Ursulinenkonvents aus dem siebzehnten Jahrhundert angelegt. Zwischen dem Consiglio Provinciale delle Corporazioni und der Piazza della Vittoria gelegen sollte sie wie die Römischen Kaiserforen als monumentale Prachtstraße fungieren. Mussolini soll sie im September 1938 besucht haben, in jenem Jahr, in dem der Duce zahlreiche Bauwerke in Italien einweihte, darunter auch die INAIL von Görz und das Hauptgebäude der Universität von Triest. Die neu gestaltete Via Roma wurde als Standort von Neubauten angedacht, die idealtypische Merkmale der Rationalistischen Bewegung als Manifest der Architektur des italienischen Faschismus verkörperten.